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Konversationen

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Sie spürte wie sich etwas hinter ihr bewegte. Seit ihre Haare kurz geschnitten wurden, spürte sie die Blicke der anderen noch stärker im Nacken. Gedankenverloren streichelte sie ihre Katze die auf ihrem Schoß leise schnurrte. Weit im Hintergrund vernahm man ein rhythmisches Piepen. Maschinen, nur die piepten für sie so.

Seit der Diagnose hatte sich alles geändert. Es war für sie beide eine neue Umgebung. Eine neue Situation, mit der sie nicht umgehen, zu wusste. Die Katze schien sich nicht um den Umbruch zu scheren und schlief genauso unbesonnen wie zuvor. Sonst wäre sie an diesem Tag und Uhrzeit auf dem Weg zu Monika, der Nachbarin die ihr Klavierspielen beibrachte. Es wäre ein ruhiger Freitag mit einer Tasse Tee gegen 15 Uhr und einem netten Gespräch. Die einzigen Gespräche, die sie jetzt führte, war mit Leuten mit ähnlicher Situation, ihrer Katze oder den anderen Stimmen. Sie war schon immer gesellig gewesen und unterhielt sich ständig mit jedem. Dass sie irgendwann mal zufiel, auf einmal vernehmen würde, dass die Realität nicht mehr sichtbar wäre, war nie eine Zukunftsaussicht für sie gewesen.

Der Schatten hinter ihr, bewegte sich rasch und die Katze fuhr hoch, klammerte sich am Ausschnitt ihres Hemdes fest und fauchte. Man konnte nur ein Brabbeln von der Gestalt hinter ihr vernehmen.

Hier saß sie also nun, mit einem Hirntumor auf der Palliativstation. Nur sie und ihre Katze. Und die Stimmen in ihrem Kopf.

short story

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Jun 22, 2024

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